So hat jeder seine Meinung.

Im Bezug darauf, welche Parteien man unterstützen möchte: Ja.

dass etablierte Parteien statt mit Argumenten zu können, anderen Steine in den Weg legen.

Das Problem ist, dass rationale Argumente bei einem Großteil der Wählerschaft der AfD absolut keinen Wert haben: Windräder sind bei Weitem nicht so schlecht für die Umwelt wie Kohlekraftwerke. Diese „Windmühlen der Schande“ jetzt „niederzureißen“ wäre zudem nicht nur teuer wegen deren Abriss, sondern auch wegen des nötigen Baus neuer anderer Kraftwerke und möglicherweise aufgrund von wegen Vertragsbruchs gegenüber der Windkraftanlagenbetreiber zu leistenden Ausgleichszahlungen. Fleisch ist schlecht für das Klima und nicht (unbedingt) für eine „gesunde“ Ernährung notwendig, vor allem nicht in den in DE meist verspeisten Mengen, da ist es eher schädlich – und trotzdem will niemand Alice ihr „Schnitzel wegnehmen“. Wärmepumpen sind extrem effizient, über 100 % effizient in fact, mit Abstand besser als jede andere Form der Heizung – und trotzdem will Habeck nicht verbieten, ihre alten Gas- und Ölheizungen noch bis zu deren natürlichen Lebensende weiterlaufen zu lassen. Außerdem wurde das „Heizungsgesetz“ tatsächlich von der Groko schon vorher ausgearbeitet und nur von der Ampel in sogar stark abgeschwächter Form dann eingeführt. E-Autos sind signifikant effizienter und umweltfreundlicher als Verbrenner und E-Fuels sind aus wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Sicht absoluter Schwachsinn für den Individualverkehr. Wir können und sollten versuchen, die Klimakrise mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln abzuschwächen, da die Folgekosten der Klimakrise signifikant höher sind, als es die Investitionen in klimafreundliche Technlogien wären. Atomkraft ist nicht billig, es ist die teuerste Energieform und, ok, zwar nicht die gefährlichste aufs Gesamte gesehen (Kohle ist schlimmer, Gas auch), aber hat das höchste Unfallgefahrenpotenzial. Zudem können wir Atomkraftwerke auch jetzt nicht „einfach wieder einschalten“ und neue zu bauen wäre extrem teuer, aufwendig und nicht lohnenswert, da erneuerbare Energien inzwischen auch einfach billiger sind.
All das sind Fakten, die die AfD infrage stellt oder gar komplett ablehnt. Rationale Argumente haben für die da keinen Wert.

Die etablierten Parteien sagen der Himmel sei blau. Und wenn du AfD sagt, ja das stimmt. Dann ist der Himmel plötzlich grün.

Nein. So läuft das eben nicht. Wenn die AfD auch sagt, der Himmel sei blau, dann kann sie das gerne machen. Nur verlassen sich die anderen Parteien nicht darauf, was die AfD sagt, sondern treffen ihre Entscheidungen unabhängig davon, was die AfD sagt und ohne diese zu benötigen – zumindest auf Bundesebene.
Die Analogie stößt hier aber auch stark an ihre Grenzen. Also mal ein etwas erweitertes Beispiel:
Nehmen wir an, es gehe darum, dass kein Brot mehr im Bundestag vorhanden sei und man müsse sich nun einigen, wie man wieder neues Brot besorge, weil man Hunger habe. Nehmen wir zudem einfach mal an, man brauche unerfindlicherweise für diese Entscheidung eine 2/3-Mehrheit.
Die meisten Parteien schlägen nun einen Backwarenladen oder einen Supermarkt vor, zu welchem man gehen könnte. Man wäre sich sicher untereinander uneinig, welcher der geeignetste Laden sei, da man unterschiedliche Prioritäten setze, z.B. in Bezug auf Qualität vs. Preis. Man würde diskutieren und versuchen, einen Konsens zu finden.
Die AfD wäre in den meisten Fällen analog dafür, einfach die Brottüte eines Migranten zu entwenden, denn der leiste nichts für unsere Gesellschaft und brauche das Brot sowieso nicht, er könne es ja auch zu Hause verdienen.
Nehmen wir mal an, der beste Konsens der anderen, 2/3 ausmachenden Parteien wäre, das Brot bei Willi in der Bäckerei zu kaufen. Man hätte diskutiert und sich geeinigt.
Sagte nun die AfD, sie sei auch dafür, zu Willi zu gehen, wäre das irrelevant. Die Entscheidung würde unabhängig vom Stimmverhalten der AfD getroffen.
Nehmen wir als Gegensatz an, die Linke sei gegen Willi, weil der gerne nebenbei Waffen verkauft. Ohne die Linke wären aber die 2/3 nur unter Zuhilfenahme von Stimmen der AfD möglich. Dann würden die anderen Parteien das Vorhaben mit der Linken ins Gespräch treten und ihnen Zugeständnisse anbieten, um ihre Stimmen für sich zu gewinnen, anstatt das Vorhaben unter Zuhilfenahme von Stimmen der AfD zu bestätigen.
Also, nein, der Himmel ist einfach blau, egal, ob die AfD da zustimmt oder nicht.
Und noch etwas zu dem Wortlaut „Etablierte Partien“: Die AfD wurde 2013 gegründet und ist damit auch schon 12 Jahre alt. Sie sitzt seit 2017, also seit 8 Jahren, konstant im Bundestag, hat bei der Wahl 2013 mit 4,7 % den Einzug auch nur knapp verfehlt, mit dem besten Ergebnis einer neu gegründeten Partei seit 1953, und holt seit Jahren stabil um die 20 % in manchen Wahlkreisen. Wenn das nicht „etabliert“ ist, was dann?

1/3 der Menschen in diesem Land möchte seine Kultur wertschätzen.

Und das kann man natürlich nur mit der AfD, die CxU z.B. reitet nicht genug auf „Tradition“ rum, nein, man muss stattdessen eine rechtsextreme Partei wählen. Mehr Kultur geht in DE ja nicht, hat 32-45 ja schon so gut funktioniert.

Möchte nicht dass Gelder für Flüchtlinge verwendet wird und man selbst kaum eine Wohnung bekommt.

Die meisten Flüchtlinge wollen gerne arbeiten und Steuern zahlen, dürfen es aber aufgrund von dämlicher Bürokratie in DE nicht, direkt nicht der weil ihre woanders gemachten Abschlüsse in DE nicht anerkannt werden.
Das man selbst kaum eine Wohnung bekommt liegt nicht an den Flüchtlingen, die werden in fact bei der Wohnungssuche immer noch extrem benachteiligt, sondern daran, dass riesige Wohnungsbaugesellschaften lieber ein paar leerstehende Luxuswohnungen bauen, als erschwinglichen Wohnraum für viele Menschen, aka. soziale Wohnungen. In Wien funktioniert das so viel besser, da kümmert sich die Stadt um den sozialen Wohnungsbau und siehe da, die haben genug Wohnungen für weniger finanzstarke Individuen…

Allein der Vergleich mit einer Wannsee Konferenz nach einem Treffen der AfD finde ich fragwürdig. […] Auch wenn er die öffentlich-rechtlichen Medien natürlich nicht so berichten.

Der Vergleich wurde nicht vom ÖRR gemacht, sondern von Nancy Faeser. Der ÖRR hat nur, wie es dessen Job ist, über diese kontroverse Aussage berichtet und sie eingeordnet.
In diesem Artikel z.B. wird bei der Tagesschau berichtet, was jeweils verschiedene Personen verschiedener Parteien etc. zu dem Thema dieser Konferenz zu sagen haben
Klar, wenn das Medium „etwas weiter rechts“ politisch steht kommt eher sowas dabei raus.
Wenn das Medium etwas weiter „links“ steht eher sowas.
Beide berichten, beide haben dabei jedoch einen klaren Fokus, was sie in den Vordergrund stellen. Da finde ich den ÖRR-Bericht dazwischen im Vergleich ziemlich neutral. Aber da bin ich bestimmt zu linksgrün-versifft, um das richtig einschätzen zu können…

Wir holen immer mehr Menschen zu uns.

Jo, weil wir die Arbeitskräfte brauchen, Stichwort „Fachkräftemangel“. Unsere Gesellschaft wird immer älter, Stichwort „demographischer Wandel“. Da die Kindergeburtsrate aus verschiedenen Gründen sehr niedrig ist und junge Deutsche nach der Schule lieber in „höherwertigen“ Jobs arbeiten, brauchen wir Migranten, die die „einfachen“ Jobs erledigen, auf die wir privilegierten Deutschen keinen Bock haben. Handwerk, Bau, Müllverwertung, Pflege, etc. pp.

unsere Infrastruktur fällt zusammen.

Jo, weil CSU-Verkehrsminister eben lieber gerne Geld in Bayern für neue Straßen ausgeben, eine rechtswidrige „Ausländermaut“ durchdrücken, Flugtaxis einführen und schädliche Subventionen wie die Pendlerauschale oder das Dienstwagenprivileg beibehalten wollen, als die Bürokratie abzubauen und mehr Geld auszugeben für den Erhalt der bestehenden Straßen und Brücken sowie, extrem wichtig, den Erhalt und Ausbau des Schienennetzes.
Aber klar, die AfD wird das ganz bestimmt besser machen, die holt sich das Geld ja von den Bürgergeldempfängern, die eh schon nichts haben, und schmeißt die Arbeitskräfte aus dem Land, die die Straßen bauen würden.

Das ist traurig in einem Land der Ingenieure.

und ohne Facharbeitskräfte, weil Migranten bei uns ohne riesige bürokratische Hürden nicht arbeiten dürfen, ja.

Unsere Nachbarländer sind stringenter was das Thema betrifft.

Das ist korrekt, einige Nachbarländer sind strenger
(Ich dachte der ÖRR verschweigt uns die Fakten?)
Ich sehe das Problem aber eher in diesem Teil:

Hasan wartet seit 18 Monaten auf die Bearbeitung seines Asylantrags Doch wie viele ihrer Landsleute wartet auch sie immer noch auf die Anerkennung ihres Hochschulabschlusses. Bei ihr ist es eine Promotion und ein Master in Geschichte. Aber auch die Anerkennung von Berufsqualifikationen, die in Deutschland dringend gebraucht werden - wie Pflegeberufe oder Ärztinnen -, läuft schleppend und kann mitunter zwei Jahre und mehr in Anspruch nehmen.

Asylanträge, die über ein Jahr dauern, nicht anerkannte Abschlüsse – die hätten alle schon lange arbeiten und damit Steuern zahlen können, aber ohne Anerkennung geht das halt nicht…

Nein. AfD ist sicher nicht optimal.

Sehr … freundlich ausgedrückt…

Und hat auch Defizite (Austritt EU als Beispiel)

und Wehrpflicht und Steuersenkungen für Reiche und Erhöhung der Abgabenbelastung für Arme und nicht zu vergessen aktive Feindlichkeit gegen alles queere – ach und gesichert rechtsextrem sind sie auch noch, wollen die freiheitlich-demokratische Grundordnung abschaffen. Aber sonst total wählbar, bestimmt.

Geh mal in die Stadt… wie viele Leute sprechen da noch deutsch ?

Die meisten tatsächlich, witzigerweise. Ansonsten steht Englisch noch hoch im Kurs, das ist natürlich kein Deutsch, das stimmt.
Außerdem wird die AfD auch witzigerweise da am meisten gewählt, wo die wenigsten Flüchtlinge und Migranten leben: Im Osten, auf dem Land. In der Stadt, wo tatsächlich die meisten Flüchtlinge und Migranten leben, wird hingegen interessanterweise eher SPD/Grüne/Linke gewählt. Wenn die Menschen durch den Kontakt mit Flüchtlingen so verschreckt würden, dass sie die AfD wählen müssten, wäre das doch umgekehrt, oder was verstehe ich da nicht? Stattdessen werden Parteien gewählt, die an der horrenden Mietlage in den Städten tatsächlich etwas ändern wollen, ohne Menschen ihres Lebensorts zu berauben. Komisch…

Man fühlt sich nicht mehr wie in Deutschland

Ich fühle mich absolut wie in Deutschland: Wir werden von CDU/SPD regiert, rechtsextreme Parteien erstarken, Militär wird aufgerüstet (gut, da gibt es tatsächlich sinnvolle Gründe für aktuell), die Bild hetzt gegen alles, Arbeit lohnt sich aufgrund ungleicher Steuerlast kaum, wichtige Berufe sind schlecht bezahlt, Reiche Leute werden nur immer reicher und müssen fast nichts zahlen, Schulen sind marode, die Bahn kommt immer zu spät – und auf der Autobahn gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzeungen. Gleichzeitig musste ich für staatliche Schulen nichts zahlen, kann studieren, ohne danach mein Leben lang Kredite abzubezahlen, kann krank werden und einen Krankenwagen rufen, ohne danach den Rest meines Lebens arm zu sein, kann das Wasser aus meinem Wasserhahn ohne Bedenken trinken, habe einen guten Kündigungsschutz, bezahlten Urlaub und bezahlte Krankenzeit. Ach ja, und in meinem Alltag spreche und höre ich fast ausschließlich Deutsch, manchmal noch Englisch oder mal Spanisch. Aber das ist Nebensache.

Interessant wären doch mal ein paar gute Argumente für Grün / spd / Links … Was machen sie Gutes?

Ok, kurze, schnelle Auswahl:
Thema Wohnen:

Thema Lebenshaltungskosten:

Thema Energie und Verkehr:

Thema Freiheit & Identität:

Thema Gesundheit:

Erfolgsbeispiele zu einigen dieser Themen aus anderen Ländern:
Schweden & Norwegen: Kostenlose Kitas & Unis → Höhere Bildungsbeteiligung, weniger Kinderarmut
Schweiz & Spanien: Vermögenssteuer → Finanzierung von Sozialleistungen ohne Mittelstand zu belasten
Luxemburg: ÖPNV gratis → Weniger Staus, mehr Klimaschutz